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Trauerwort zum Tod von Erika Langner

Erika Langner

Liebe Angehörige von Erika Langner, liebe Weggefährten, Freunde, liebe Trauergemeinde!

Ich spreche in dieser Abschiedsstunde im Namen des Vorstands und des Kuratoriums  der Stiftung St. Franziskus, des Kuratoriums der Fritz- und Horsch-Stiftung, des Kuratoriums der Erika-Langner-Stiftung  und der Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums St. Franziskus zu Ihnen.

So viele Menschen sind heute hier, um von Erika Langner Abschied zu nehmen, sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten, ihr Zuneigung, Freundschaft, Achtung zu erweisen, Anerkennung und Respekt zu zollen – für das, was sie als Mensch ausgemacht hat,  Alle hier haben ihre eigenen Erlebnisse, Begegnungen, Geschichte mit ihr.                          

Nach einer wohlbehüteten Kindheit in Groß-Jestin bei Kolberg in Hinterpommern, wo ihr Vater Erich Langner als Apotheker die Löwen–Apotheke besaß, erlebte die Familie Langner das Ende des Zweiten Weltkrieges zu Hause. Auf ihrer anschließenden Flucht vor der russischen Besatzungsmacht erlebten sie Leid und Tod, aber auch die freundliche Aufnahme durch Verwandte und friedvolles Zusammenleben in den äußerst beengten Verhältnissen der Nachkriegstage.

Nach dem Tod im Jahre des Vaters, Erika Langner war damals 13 Jahre, plante die Mutter Gertrud Langner geb. Zumbühl 1959 unter großen Entbehrungen einen Apothekenneubau in Mühlacker-Dürrmenz. 1968 übernahm Erika Langner die Apotheke und leitete diese bis Oktober 2002 um Zeit für die Pflege ihrer 95-jährigen Mutter zu haben. Nach kurzem Krankenlager durfte sie im Frühjahr 2003 friedlich zu Hause einschlafen.

Wir haben die Lebensgeschichte von Erika Langner gehört. Mit großer Sensibilität für die Kriegsgeschehnisse, die von Verlusten und Vertreibung geprägt waren,  war auch Erika Langner wie viele Menschen der Kriegsgeneration durch entbehrungsreiche Zeiten gegangen. „Vorwärtsschauen, weitermachen, neu beginnen“ - diese vom Vorbild ihrer Eltern geprägte Haltung sowie deren Liebe und Fürsorge gaben ihr stets Mut und Kraft für ihren schulischen und beruflichen Weg  bis hin zur ihrer Lebensaufgabe als Apotheken-Unternehmerin.

Die Ereignisse in ihrem Leben haben Erika Langner nicht verbittert, sondern haben aus ihr einen Menschen gemacht, der mit großer Dankbarkeit und offenen Augen durchs Leben geht. Früh engagierte sie sich schon zum Wohl der Gesellschaft Mühlackers.

Sehr bald nach Beginn ihrer Selbständigkeit wurde Erika Langner angefragt, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Sie engagierte sich zunächst in der Jugendarbeit bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg DPSG. Seit 1971 war sie Teil des Kirchengemeinderats der Herz-Jesu-Kirche in Mühlacker und rund 30 Jahren war sie dort für die Pfarrcaritas verantwortlich.

Seit 2012 hat sie sich in die Stiftung St. Franziskus eingebracht, sowohl, im Vorstand als auch im Kuratorium. Zudem war Sie Mitglied  im Kuratorium der Fritz und Berta Horsch Stiftung. Beide Stiftungen fördern die Lebensqualität, die ehrenamtliche Arbeit und das Mehrgenerationenhaus in Trägerschaft des Seniorenzentrum St. Franziskus.

Am 9. Dezember 2015 gründete Erika Langner ihre eigene Stiftung, die Erika-Langer-Stiftung. In ihrer Präambel schreibt Erika Langner:   „Seit dem ersten Tag, dem Tag der offenen Tür 1985 kenne ich St. Franziskus. Ich habe in den 30 Jahren erlebt, wie sich das Haus mit Leben gefüllt hat, wie die alten Menschen liebevoll umsorgt werden und sie so weiter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Das bedeutet, sie können in Würde alt werden. Durch meine Mitarbeit im Kuratorium habe ich gesehen, wie kompetent und verantwortungsvoll mit dem Stiftungsvermögen umgegangen wurde und die daraus erwirtschafteten Zinseinnahmen Verwendung finden. Sie kommen ausschließlich den Bewohnern auf vielfältige Weise zu Gute. Das hat mich besonders bewogen eine eigene Stiftung zu gründen. Sie soll in der kirchlichen Altenarbeit Segen bringen. Gleichzeitig soll mein Schritt andere beflügeln, in Mühlacker ebenfalls stifterische Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen.“

Erika Langner war es wichtig ihrem Glauben im täglichen Leben Gestalt, ja ein Gesicht zu geben, weil christliche Nächstenliebe für sie nicht nur ein Begriff, sondern eine innere Haltung war. Ihre Beweggründe und Motive zur Stiftungsgründung  sind  also ganz eng mit ihrem Glauben, ihrer Persönlichkeit und Lebensgeschichte verbunden. Mit der eigenen Stiftungsgründung kam  Erika Langner ihrem Wirkungswunsch nach, christliche Werte zu leben, mit Freude und aus überzeugtem Herzen und offenen Händen selbstlos zu geben, Beispiel zu sein.

Erika Langner leistete einen beeindruckenden Dienst am Nächsten und Ihr Wirken ist ein herausragendes Vorbild für gemeinwohlorientiertes, gesellschaftliches Engagement. Weit über ihr berufliches Schaffen hinaus, übernahm Erika Langner verantwortungsvolle Funktionen und Aufgaben, um das gesellschaftliche Leben und Miteinander in Mühlacker nach christlichem Vorbild zu gestalten.  Am 12. Nov. 2017 wurde ihr für ihr großartiges  Engagement vom Bischof Dr. Gebhard Fürst die Martinus Medaille verliehen.

In großer Dankbarkeit würdigen wir ihr menschliches und stifterisches Engagement für die Menschen im St. Franziskus, der Herz Jesu Gemeinde und weit darüber hinaus. Das Vermächtnis von Erika Langner an uns ist, dass gelebtes bürgerliches Engagement und Nächstenliebe die Zeit überdauern werden.

Erika Langner ist am 20.06.2025 für immer von uns gegangen und hat ihren Geist in die Hände Gottes gegeben. Und dieser Verlust schmerzt.

Dietrich Bonhoeffer sagte:

"Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen – man muss es einfach aushalten und durchhalten. Das klingt hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost, denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in Freude."

Und so schätzen wir uns glücklich, glücklich, sie all die Jahre, gehabt zu haben, froh ihr begegnet zu sein, stolz sie gekannt zu haben.

Erika Langner wird immer in unseren Herzen sein und wir werden uns gerne an eine Frau erinnern, die mit ihrem großen sozialen Engagement für die Menschen in Mühlacker viel Gutes bewirkt hat und damit hat sie uns allen ein Beispiel gegeben.

Markus Schellinger | Einrichtungsleitung Seniorenzentrum St. Franziskus Mühlacker